25.Juni10

In der Deutschen Guggenheim beginnt heute eine Aussellung mit Indischen Filmemachern die nahe an der Kunst stehen. Vor allem die 19-teilige Projektion von Amar Kanwar zu Birma seinen Menschen und deren Freiheitsliebe auf halbtransparente Papierbögen ist grandios. Stark auch die mehrteilige Töne-Sammlung aus einem heiligen Wald von Desire Machine Collective.

Bei Jette Rudolph wiederum eine Gruppenausstellung mit Collagen, FotoÜbermalungen und Verfremdungen. Tobias Spichtig macht geometrische Übermalungen auf architektonischen Landschaftsfotografien. Amelia Bywater collagiert gefundene Fotos. Dazu noch Lars Morell und E. Pitoiset.


24.Juni

Dysfashional im Haus der Kulturen, prominente Modedesigner arbeiten zusammen mit Künstlern sich am Thema Mode ab, produzieren meisst alberne, langweilige Installationen, aber auch zwei interessante Foto/Decollage-Strecken. Marc Turlan (auf Einladung von C. Lacroix) decollagiert Modemagazine, schneidet Seiten (oft viele) auf um dadurch neue Beziehungen und Bedeutungsebenen zu generieren. Bernhard Wilhelm und Ch. Hamaide-Pierson gestalten Magazincovers mit richtigen "Schwanzgesichtern", sehr lustg und provokant. Schöne Stelen aus verschiedenfarbigen Perücken stammen von Justin Morin und Billi Mertens, und Antinio Marras macht aus überdimensional langen Kleidern zylindrische Lampen...

11. Juni

Und natürlich werfen sich - so ziemlich alle - Galerien in Berlin wieder ins Zeug und veranstalten den nächsten Rummel, äh Gallery-Weekend. Klingt schlimmer als es ist - nämlich eine wunderbare sehr kommunikative Möglichkeit viel Kunst, neue und alte, interessante und sperrige, zu sehen, zu diskutieren oder zu lästern.



Donnerstag 10. Juni

Die 1. Kreuzberg-Biennale startet durch! Ein unglaublich aufwändiges und engagiertes Projekt der ForgottenBarProjekts um Tjorg Douglas Beer mit absolut starken Künstlern (N.Aladag, Marc Bijl, John Bock, R.Ganahl, Ingo Gerken, T.Helbig, Daniel Knorr, G.Hildebrandt, Alicja Kwade, Terence Koh, Ch.Jankowski, Isa Melsheimer, Olav Metzel, C.Schlingensief, M.Selg u.v.a.) und Arbeiten quer durch den Bezirk Kreuzberg36 verteilt, nicht nur im öffentlichen Raum. Dazu ein umfangreiches Beiprogramm. Da können sich einige Instutionen viele dicke Scheiben abschneiden ob der Innovation und Intensität! Gestemmt mit minimalstem Budget. BRAVO!!! Unbedingt auf die Spur machen.

Berlin Biennale. Seit gestern schon die Presse-und Professional Vorbesichtigung, heute 19°° die Eröffnung. Dazu die offizielle Ankündigung: "Glauben Sie an die Wirklichkeit? Was für eine Frage, werden Sie antworten. Die Wirklichkeit ist doch nichts, woran man glauben müsste. Sie holt uns ohnehin sprichwörtlich ein - immer. Aber wovon sprechen wir hier denn überhaupt? Wie wäre es davon, dass man so oft hört, die Wirklichkeit sähe anders aus? Oder davon, warum es zur Gewohnheit geworden ist, so vielen Wörtern und Behauptungen ein 'tatsächlich', ein 'wirklich' oder 'echt' beizufügen? Lassen Sie uns über die Risse in der Wirklichkeit sprechen, über den Abstand zwischen der Welt, über die geredet wird, und der Welt, die tatsächlich da ist. Aber wozu diese Unterscheidung? Weil die Wirklichkeit immer das Andere ist? Oder die Anderen? Alles, was draußen wartet? Sprechen wir über die Selbsttäuschungen, da, wo die Wirklichkeit zu schmerzhaft wird. Sprechen wir vom fiktionalen Arsenal der Massenmedien und des Konsums, von den Rhetoriken der Ablenkung und der Beschwichtigung. Müsste uns das nicht endlich zur Frage nach der Kunst der Gegenwart führen, nach ihrem Verhältnis zur Wirklichkeit? Die 6. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst versammelt vom 11. Juni bis zum 8. August 2010 an mehreren Orten Berlins zahlreiche künstlerische Positionen zur Gegenwart."
Na wenn das nicht interessant klingt, ebenso wie die Künstlerliste.

Und dann die Ernüchterung... Thema verfehlt! dies ist keine Biennale für zeitgenössische Kunst sondern ein Dokumentarfimfestival bei dem die dargebotenen meisst absolut kunstfernen Dokus der Illustrierung der doch ziemlich unklaren Thesen der ansonsten hochgeschätzten Kuratorin Rhomberg dienen. Hatten wir diese unsinnliche (und unsinnige) Praxis der DokumentaX nicht zur genüge diskutiert und längst verworfen?!
Gibt es überhaupt Kunst zu sehen?? Kaum, eher deren Missachtung! Zuerst an den Orten in Kreuzberg - das grosse Haus am Oranienplatz gefüllt mit Video-Boxen ohne Ende, gefühlt als einziges Medium, was aber nicht ganz stimmt, denn es gibt eine grottenschlechte Zeichnungsserie, Hubschrauber im Kinderstil und zwei ganz interessante "Malerei-Simulationen" - aufgespannte schwarze Folien mit aufgesprühten Falten-Lichtreflexen von Vincent Vulsma (schon gesehen in der Cinza Friedländer Gal.) und Materialien mit Spuren, Resten, Folien. Tapes, u.ä. von Gedi Siboni, welche innovative Entwicklungen in der Bildgestaltung zeigen, nämlich Materialspielereien statt Pinselgeschrubbe. Ausserdem ein paar Installationen / Einbauten - überall liegen alte verranzte Teppiche rum.. eine böse unreflektierte Anspielung auf Kreuzbergs Lebenssituationen? Vorführung von Zivilisationsresten und Trash und deren Fragmentierung oder Neuarrangement als ästhetisches Konzept. Auch das kennen wir seit langem - in wesentlich stärkerer Form - soll dieser Aufguss spannend sein? Vorführung statt Transformation. Das gilt auch für vereinzelt eingefügte Fotografien. Nur zwei der Videoarbeiten würde ich in den Kunstkontext einordnen: Nir Evron zeigt uns wie Video als Mittel der abstrakten Bildproduktion funktionieren kann, von der real gefilmten Demonstration immer gröber gepixelt zur monochromen Leinwand und zurück. Oder auch in der aüsserst humorvollen schwarz-weiss gefilmten Passanten-Observation mit (nachträglich) eingefügten Handlungsanweisungen von John Smith. Ansonsten (gefühlt) dutzende Videos im Dokumentarischen, thesenbebildernd oder den Voyeurismus bedienend oder im Privaten verhaftet, sicher einige sehr starke und wichtige zu gesellschaftlichen und politischen Vorgängen und Realitäten in den globalen Gesellschaften, über Konflikte, Elend, Unterdrückung, die Frage nach Teilhabe, Ausbeutung und Wiederstand, mehrfach von Demonstrationen oder demonstrativen Aktionen: Martens, Sela+Amir, Moghrabi, Bazile, Cuevas, aber selbst diese sind zu willkürlich ausgewählt und decken bei weitem nicht die Thematik ab - geschweige denn dass sie kunstrelevant sind! Ein Gang über den "Kotti" nebenan, wenn man hinschaut, ist wesentlich aufschlussreicher und spannender was das Nebeneinander von Wirklichkeiten betrifft, und Wahrnehmung!
Was Kunst heute sein kann, und bewirken, zeigt uns Ron Tran wenn er die Bänke auf dem Oranienplatz neu gruppiert, vom Rand nun nahe gegenüber um Kommunikation zu ermöglichen und fördern, absolut notwendig in unserer sozial gespaltenen Gesellschaft (weltweit), und dies wird genutzt, täglich zu beobachten. so einfach wie grandios! Überhaupt wird es in den Kunstwerken viel interessanter, selbst die versammelten Videoarbeiten. Anne Witt fordert Passanten zu utopischen Forderungen (sozial, politisch, gesellschaftlich) und privaten Wunschformulierungen auf. Mark Boulos wiederum konfrontiert die Börse mit ihren Ölgeschäften mit der Lebenssituation der Menschen im Nigerdelta zwischen Ölklau und verdorbenen Fischgründen und verseuchtem Ackerland. M. Bourouissa führt uns in die Welten der Vorstadt-Gangs mit seinen Fotoportraits. Dagegen entwickelt Shannon Ebner ein eigenes fotografisches Vokabular zwischen Schrift und Abstraktion. Das Highlight der Biennale stammt vom jüngsten Teilnehmer Petrit Halilaj der eine Rekonstruktion des im kosovarischen Bürgerkriegs zerstörten Familienhauses als zimmermännische Arbeit aus (wiederum) zum Neubau benutztenen Beton-Schalbrettern u.ä. in die grosse Halle stellt, mit angegliedertem Hühnerhof und verschiedenen (vermeintlich) von der Zerstörung übriggebliebenen Resten aus dem Hausstand als Reihung oder in Vitrinen.
Begrüssenswert die Teilnahme von Michael Schmidt der seine Fotografien "starker junger Frauen" auf Plakaten quer durch die Stadt zeigen kann. Interessanter wären seine städtischen Leerstellen, gerade im Zusammenhang mit der Besetzung Kreuzbergs. Aber diese können zur Zeit des öfteren betrachtet werden.
Trotz aller Kritik und Verärgerung sollte man die Show sehen , es lohnt alleine schon die Auseinandersetzung, vor allem aber die Werke im KW:

9.Juni.10

Einiges los heute in der Kunstscene Berlin - Vorbesichtigung der BerlinBiennale, Pressekonferenz u.a. mit dem Staatsminister für Kultur aber auch so lächerlichen Sätzen wie "Frau Rhomberg hat die gesammte Berliner Kunstscene kennengelernt und war in JEDEM Atelier"??? Eigentlich schon dummdreist! Bei mir und vielen Anderen wurde nie angefragt.
Ganz stark fand ich heute aber nur die Videosequenz von Tiny Domingos "fadomaso" zeigt uns der portugiesische Künstler-Galerist von rosalux, äusserst humorvoll auf den Kern getrieben.
Der Rest fällt doch ab, trotz prominenter Namen.



4.Juni

Schon auf dem Weg zur Galerie Brüning werde ich amüsiert stutzig über ein Paar auf einem Fahrrad, sie strampelt sich ab und er schmunzelt, dann - eindeutig die erwartungsvollen Blicke der Zuschauer vor der Galerie, der Strasse zugewandt, beobachten die im 5-Minutentakt wiederholt auftretenden "Passanten" mit Rollkoffer, zwei mit identischen Einkaufstüten rückblickend, vom der Reinigung, lesend, gegenüber un Einlass klingelnd, einer der plötzlich stoppt und zurückrennt vermutlich was vergessen hat, die Radler, drei joggende Sportler, drei Wild-Plakatekleber - das Performanceteam Fort selbst mit Leiter die immergleiche Galerieankündigung klebend, insgesammt ca. zwanzig Personen / Gruppen! Sowas von kurzweilig und mit unserer Beobachtungsgabe spielend dass es eine wahre Freude ist!

Was mich immer wieder überrascht ist dass es Tage gibt an denen man in verschiedensten Galerien technisch oder thematisch ähnliche Arbeiten sehen kann - heute mehrfach Collagen. Eine ganze Reihe Künstler in der Pool-Galerie "Papercut". Allen voran Erik Foss der seine Porno-Cutouts Ballett tanzen Lässt. Dazu April Gertler, J.Gallagher, MaxoMatic, Valero Doval, u.a.
Faszinierend auch Joo Hyun d'Angelo ebenfalls mit Collagen aus Porno und Magazinwerbeseiten bei der Galerie Kuma.
Absolut überwältigend, in neuer Zusammenstellung die gesammte Galerie durchwachsend, abstraktes Linienwerk, Strukturen, Wirbel, Wellen, Stürme, ausgebrannt statt geschnitten aus bemaltem Papier. Eine obsessive Arbeit über mehrere Jahre von Nadja Schöllhammer bei Alexandra Saheb.
Ganz anders eine Arbeit von Lan Hungh der uns meisst mit seinen Performances beglückt, zwei Häufchen Staub, Asche, Kippen mit dem Titel "you / me" in der Gruppenausstellung bei Dam-Stuhltrager.
Und noch in die ForgottenBar.... zumindest das zerrissen durchlöcherte unregelmässige Folienbild, ein übermalter Print vom "Sticky Fingers"-Album hat mir extrem gut gefallen. Thomes ?



3.Juni

Ein seit Jahren vorbereitetes Afrika-Kunst-Projekt wird heute eröffnet. Fünf 'afrikanische' Künstler (vor allem aus London und Paris) sollen uns einen riesigen Kontinent nahebringen?? Zweifelhaft! Sicher grosse Namen und Künstler, fast alle schon auf der Dokumenta oder der Biennale Venedig bewundert, auf die ich gespannt bin und mich freue endlich in Berlin zu sehen: Yinka Shonibare in der Friedrichswerderschen Kirche verschwindet leider im üppig ausgestatteten Raum - zwei koloniale Jäger eines Pfau. Und auf der Empore versteckt, viel zu eng plaziert sein Konferenztisch der berüchtigten (und für die Ausstellung ach so wichtigen themabestimmenden) Berliner Afrikakonferenz anno 1884 mit seinen üblcien kopflosen Gestalten in bunten Batiken - mit Sicherheit eine sehr starke Arbeit. Aber warum wird Afrika, um das es bei dieser Ausstellung laut den Kuratoren überhaupt nicht geht (..??) immer nur retrospektiv betrachtet? Armut, Elend, Katastrophen, Sklaverei anstatt auf wirklich interessante heutige Themen zu schauen - Ausbeutung der Resourcen bei gleichzeitiger Verseuchung der Umwelt und Böden, Waffenhandel, (euroamerikanisch) unterstützte feudale Diktaturen, Müllexport, aber auch die sich gleichzeitig etablierenden Demokratien, einer sich entwickelnden ebenso gut ausgebildeten Mittelschicht, der Liebe zum Land, zu Kultur und überbordender Lebensfreude. Zarina Bhimji zeigt in ihrem Video schöne Bilder einer alten Sisalfabrik und reisst das Thema Ausbeutung an, ebenso wie Antonio Ole im/am Hamburger Bahnhof, der mit seiner Containerwand mit in Berlin gesammelten Fundstücken, Schildern die er appliziert, die Assoziationen zwischen Handel und Flucht auslöst und die stärkste Arbeit liefert. El Anatsui hängt an die Fassade der Alten Nationalgalerie ein stilisiertes (letztes?) Hemd aus Dosenblechteilen unter den Schriftzug "der deutschen Kunst" und wird wohl auch in Zukunft, zumindest in Deutschland, aussen vor bleiben. Überhaupt wirkt die ganze Show alibihaft, einmal gemacht und dann wieder für Jahrzehnte vergessen - Kunst von Afrikanern ist eben noch nicht im ach so wichtigen, bestimmenden Kunstmarktzirkus angekommen und somit nicht "in" und "hip". Pascale M. Tayou vor der Neue Nationalgalerie (18°° Vernissage) langweilt dann doch sehr mit seinem Fahnenmeer, und schiesst den Vogel ab mit den geschnitzten und bemalten naiven lächerlichen Figuren - fast so schlimm wie diese unerträgliche Berliner Bärenflut allerorts. Humor hat wer trotzdem lacht. Oder mit den Worten des leider nicht vertretenen Romuald Hazoumè "von Afrikanern wird erwartet dass sie Masken schnitzen, also mache ich Masken". Zeitgleich zu sehen in der Gerisch Stiftung in Neumünster. Nur geht er den wesentlichen Schritt weiter und sagt "ich verwende euren exportierten Zivilisationsmüll und schick ihn euch zurück, als Kunst", wahrhaft innovativ und subversiv! Grossartig. Wesentlich mehr und mit Insiderblick zu den Untiefen des Projekts kann uns der Galerist und Kenner der afrikanischen Kunst Peter Herrmann verraten.

1.Juni10

Richard Wilson in der Galerie Mathew Bown mit einem sehr witzigen Video, das sich unerwartet entwickelt, von der Vernissage in einer riesigen Werkhalle - eine grosse hängende Metall(schrott)kugel wird gezeigt - als work-in-progress bis zum Abschluss - die "Entfaltung" dieser zum verbeulten (abgestürzten) Flugzeug! Ein toller Weg und Erweiterung der "Decollage". Auch ganz konkret in einer Fotografieserie zu erkennen wo er aus der Fassade eines leer stehenden Bürohauses ein Kreissegment ausschneidet (ähnlich wie es Gordon Matta-Clarke praktiziert hatte, z.Zt. in der Galerie Th. Schulte zu sehen) aber dieses wiederum per Hydraulik sich frei im Raum drehen lässt. Phantastisch!

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Bernhard Willhelm + C. Hamaide-Pierson © MEA brand building / Photo: Matthias Heyde


© Dennis Scholl in der Galerie Arndt


Blick aus dem neuen ex-Bethanien


KHBethanien, Rob. Quint






Anonym und Stärker als die Berlin Biennale... (gesehen inm Haus am Oranienplatz


ein Synonym für die Berlin Biennale?!


© Nir Evron / BerlinBiennale











Robert Barta bei Kwadrat




© C. Joo Hyun d'Angelo / Galerie Kuma


Romuald Hazoumè - Wax Lolo © Sammlung/Collection Gerisch; photo J. Greet; courtesy October Gallery


Antonio Ole - Applikation von Fundstück an seiner Containerwand beim Hamb.Bhf.


© Shonibare / Friedman Gal. Foto: Steve White