29. Januar 11

Lange Nacht der Museen - wer's mag. Immerhin gibt es in der Berlinischen Galerie ab 21°° ein interessantes Filmprogramm - New Yorks Undergroundscene im Warhol Umfeld und um 24°° die "Flaming Creatures".
Zuvor interessante Ausstellungen, Cornelia Renz mit ihren riesigen, oft mythischen, diesmal auch sehr erotischen, mehrschichtigen Filzstiftzeichnungen bei Cream
Eine engagierte Video- Zusammenstellung verschiedenster Künstler in der DNA Galerie -absolut stark ist die Arbeit Gary Hill's "Wall Piece" in der der Künstler rezitierend permanent gegen die Wand springt. Nezakit Ekici klopft sich einen Gipspanzer ab in dem sie steckt und Zhuchen Liu führt uns virtuell durch die Abriss-Schutthalden von Shanghai, begleitet vom Klagen einer alten Frau (was eigentlich schon zuviel ist).
In der Sammlung Olbricht bekommen wir "XXX-Rated" Malerei von William Copley und Andreas Slominski zu sehen. Mehr Erotica als Pornografie zeigen diese Bilder eher die Passion des Sammlers. Copley könnte man als einen Vater der Popart bezeichnen, stark farbige vereinfachte Figuren zeigen den Einfluss von Matisse, nachdem er a ngeregt von Man Ray dessen Galerist (u.anderen Surrealisten)er in den 40ern war, zu malen begann. Andreas Slominski - uns mit völlig anderen Arbeiten bekannt - überrascht mit holzschnitthaften Styroporreliefs, sehr vereinfachten naiven Motiven und stark neon und glitzer farbenen erotischen Phantasien. Die Eröffnungen sind ein grosses Event incl. DJ.
Und Anna Boghignian bei Gitti Nourbakhsch entführt uns mit ihren Aquarellen und Buntstiftzeichnungen mit vielen eingeschriebenen Texten von ihr und dem ägyptischen Poeten Cavafi nach Alexandria, sehr poetisch!



27. Januar 11

Die Deutsche Bank Guggenheim bringt uns heute eine partzipatorische Ausstellung von Agathe Snow nahe. "Besucher können Denkmäler verschieben" ...heisst es in der Ankündigung und in allen Texten - wohl im Versuch "Bedeutungsschwere" aufzubauen - soviel Schwachsinn gab es selten! Hätte ich der Bank auch gar nicht zugetraut! Denn die Ausstellung ist wie eine quietschbunte verspielte - da liegt ihre Stärke - Bastel-Pappmaschee Kiste, völlig vollgestopft überbordend von Werbe-und privaten Bildern Logos u. Schnappschüssen, die mit weltweit und jedem bekannten Sehenswürdigkeiten (auch BAU-Denkmalen!!) wie Eifelturm, Brandenburger Tor (mit roten GlitzerHigh Heels und Baguette-Bündeln??), Sydneys Oper (getürmte Pissoire), Stonehedge usw. spielt, lustvoll wie ein Kindergarten für Grosse, nett und lustig... Brauch das die Kunst, hat sie das verdient? Vor allem aber ist das grosse Geschwätz darum äusserst ärgerlich, denn Begriffe haben ihre Bedeutung und lösen Assoziationsketten. Denkmale! verschieben, von ihrem nationalen Kontext zu lösen, vom Pathos zu befreien, wäre eine kulturell bedeutende und politische Aktion, aber hier geht es um ikonische Bauwerke, Monumente. Respektlosigkeit gegenüber (ungerechtfertigten überlebten) Autoritäten wirken befreiend und geben Freiheit und Demokratie Raum. Aber hier - wie Klein Erna, äh Agathe, die Welt anstaunt und sich erträumt... K.E.A. auf Weltreise... zum Glück gibts überall McDonalds... als für sie verständliche globale Klammer... der heimliche Sponsor..?? Eine dumm-dreiste Setzung von "Neuer Weltordnung", ignorant gegenüber dem Leben.

Zeitgleich, höchst interessant und ebenso wissenschaftlich wie politisch brisant - in der Schering Stiftung die Ausstellung von < b>Paul Vanouse - Biomedien-Künstler - autodidaktisch die Technik angeeignet, der wissenschaftliche genetische Experiment vorführt, in Kunstaktionen verwandelt und verändert. Damit unsere Wissenschaftsgläubigkeit und den "Wahrheitsgehalt" der Versprechen der Genetik kritisch hinterfragt, den allseits bejubelten "genetischen Fingerabdruck" und dessen angebliche Einmaligkeit ad absurdum führt und als politische Illusion enttarnt, in dem er sein genetisches Material zu dem von Anderen, z.B. O.J.Simpson, verändert. Absolut grossartig und extrem nahe an den Fragen der Zeit und der Frage was Kunst heute leisten kann. Da stehen unsere Sicherheitsfanatiker wie Schäubele ganz nett dumm da mit ihrem Absolutheitsanspruch! Darüberhinaus ist er auf der diesjährigen Transmediale vertreten.

Und um Mitternacht lockt die Neue Nationalgalerie f ür nur 72 Stunden in die obere Halle zu Marcel Duchamps "Belle Haleine", seinem legendären Parfumflakon dessen Etikett er modifiziert und mit "Rrose Selavy" (klanglich: eros, c'est la vie) signiert und 1918 seiner Geliebten Yvonne Crotti schenkt. Ein Spiel mit Klang und Worten und ebenso Erinnerungen und vielleicht Gefühlen... Es geht um Passion und Liebe und Leidenschaft, seine und ebenso unsere! Eine irre Inszenierung - in der riesen abgedunkelten Halle steht eine Vitrine (in den Massen der "Nofretete"-Vitrine) mit dem Flakon und dessen Schachtel, eine Ansammlung von Menschen darum, und die (fast pathetische) Stimme Herrn Kittelmanns erzählt vom Glück dieses Stüch auch nur einmal sehen zu können, ja in den Händen halten zu dürfen, ganz nah zu betrachten... Und natürlich vieles zu dem Werk. Auch die leichte Enttäuschung bei der Auktion trotz Sponsoren nicht zu Zug gekommen zu sein (immerhin 7,9Mill.Û). Ein grossartiges Plädoyer für die Bedeutung und Wirkung und Entwicklung der Kunst! Vielleich zu verstehen als programmatische Ausrichtung des Natgal-Komplexes? Ich werde dieses Stück wohl das einzige Mal zu sehen bekommen haben.



16.-22. Januar

Fashion-Week-Berlin - viele Schauen mit interessanter, eher junger, Mode, wieder einige Messen, jede Menge toller Parties, überall schöne gutgekleidete Menschen, ein Hauch von Metropole.... Berlin macht Freude!

So.16.1. - Als Erste starten heute Lingerie und Wäsche Hersteller mit ihrer eigenen Messe 5Elements, vertreten sind die meisste grossen Namen und wundervolle kleinere Designer wie pleasure state und die grandios glamurösen Transparenze aus Italien die uns ein sexy Panorama burlesker Korsagen mit Strass und Spitze kombiniert mit popigen Farben und Mustern und wundervollen Strumpfwaren eröffnet. Eine Offenbarung. Überhaupt teilt sich das Feld in funktionale eher biedere Wäsche und dem Universum des lustvollen Spiels der Reize und Selbstdarstellung. Nicht mehr versteckte Erotik sondern offensive Präsentation und burleskes Spiel stehen im Raum! Ein Trend zu Pop und Kunst, mit farbigen Prints, verspielt mit viel Spitze Strass und Glamour. Ein anderer mächtiger Trend ist "Shapewear", girlies little helpers gegen die ungeliebten "Problemzonen", aufpolstern, und stützen... natürlich auch für Männer...! "Diese Gesellschaft muss sich trösten" höre ich im Gespräch - sehr wahr! Eine andere Frage stelle ich mir i mmer wieder - es gibt so schöne gemusterte Stumpfhosen - warum nicht auch als Strümpfe... konnte nicht beantwortet werden?
Und abends im "40sec" eine tolle Eröffnungsparty, süsse Gogos - der Messe angemessen - locken zum Tanzen, entspanntes chillen und Geniessen mit tollem Blick über die Stadt.

Di.18.1. - "Milk" - eine Fotoausstellung der skurilen Art von Lukas Ganster, nacktes Model mit Milch besabbert.

Heute also ein Highlight zur Eröffnung der Modewoche, die Kombination von älteren Mercedes-Benz Modellen mit Mode verschiedener Designern - Bernhard Willhelm, Henrik Vibskov, Peter Pilotto, Mikio Sakabe - aus dem ModeMuseum in Antwerpen unter Zuhilfenahme eines Installationsdesigners ("Künstler") zu niedlichen naiven Tableaus verwoben. Beispielsweise wird B. Willhelms quietschbunte Lycra Kleidung einem "70er-Jahre Playboy" mit weit offenem Hemd angepasst, verspiegelter Sonnenbrille, Goldkettchen und Brustfell vor einem 71er SL-Roadster incl. Plastikpalmen verhackstückt. Nichts als MB-Werbung - intelligent oder profan? Missbrauch von Kultur allemal! Sehr interessant die Lokation in der Bühnenmalwerkstatt der Lindenoper, alleine das skurile Entree mit dem Riesenaufzug. Vor allem aber ist tanzen angesagt zu den Klängen des guten DJs der es wunderbar verstand 70er-Jahre-Disco zu heutigen Tunes zu verarbeiten, bei sehr leckere Häppchen und gut gemixten Cocktails, sind gute Leute (wieder-) zu treffen, überraschend viele Künstler darunter.

Mi.19.1. - Dimitri! Wieder phantastisch gutes Design, legere absolut tragbare Kleider für alle Gelegenheiten, inspiriert aus den 70er Jahren. Manch hippiesk anmutendes langes Kleid und ebenso kurze Röcke, mal flatternd, mal mit langen Fransen, Plissees, gedeckte Farben von grau beige braun und orangen Tönen bis zu einer schwarzen Linie aus Materialien wie Seide, Wolle, Pelz, Crepe de Chine. Zu Recht spricht der Pressetext von "Anmut und Sexappeal" und Dimitri erntet grossen Applaus!

In der Torstr.161 eröffnet ein neuer Laden, verschiedene kleinere Labels mit ihren Kollektionen - "Edged". Ebenso in der Tor67 der "Happy Shop". Nette Athmosphäre, nette Leute bei Drinks und DJ's.


Fashinistas allerortens

Die Show von Guess war die pure Enttäuschung, das Schlechteste seit langem! Da half auch die dreckig-ranzige Halle des Kraftwerk Köpi nicht mehr.
Dann also ins Cookies zur Premium-Party, alle gutgelaunt und aufgekratzt...

Do.20.1. - Frieda Weyer stellt ihre Models in Reihe in einen plüschige-romantischen Salon im "Regents Hotel" am Gendarmenmarkt. Sehr alltagstauglich tragbare und doch glamuröse Kleider in starker Farbigkeit, sehr schöne feine zarte Stoffe, mal mit geometrischem Muster (a la Mondrian), mal erinnern sie leicht an 20er-Jahre Charlston-Kleider, fein!

Rena Lange überrascht mich mit einer zweigeteilten Show - zuerst führt er uns seine Reminiszenz auf die 60er-Jahre-Eleganz vor, komplett in schwarz, manchmal ein weisser Hut oder Gürtel oder eine Schalandeutung in weiss. Weiche Stoffe, mal Pailletten, mal Leder-Dreiecks-Pattern, toll! Aber dann - von allem was - bunter Glimmer, florales, Schleifchen, Gestricktes (ohne welches anscheinend kaum ein Designer auskommen kann!?), bunt und bunter, 70er-Jahre Scheusslichkeiten wie blaue Punkte mit braunem Hof Muster... Im besten Fall ne Schlaghose...
Immerhin treff ich danach auf einige Freunde und Bekannte zu Gesprächen und Sekt, alle Fashion-Weeks wieder, euphorische und enttäuschte Berichte vom Gesehenen und Erlebtem. Und hört zufällig so seltsame Gesprächsfetzen wie, er: "ach, was machst du hier, so ganz alleine" sie:"mal kucken, vielleicht kann ich ja een aufreissen von den kleenen Bubis"

Aber niemand kommt mit an den Kudamm zu den Maharani Jewels und der Präsentation von Friendly Fur von Nikolas Gleber der aus Rotfuchsfellen wunderbare neckische kleine Accessoirs kreiert, vom (nur fast, klassischen) Kragen der sich sehr tricky verformen lässt, zur Clutch und zum Mobile-Täschchen. Am verrücktesten fand ich seine Schlaf-Maske... der Knaller bei jedem Überlandflug!!! Wunderbar. Ebenso die tollen Jewels aus Indien, meisst mit Silber gefasst zu Stücken aller Art, entworfen von Christina-Maria von Oeynhausen. Vielleicht das netteste Event dieser Tage, mit Sicherheit das witzigste und erfreulichste.


v.Oeynhausen - Nikolas Gleber - van de Meiklokjes

Zurück zur Show von Perret Schad - enttäschend langweilig, flattrige bunte Kleider, dann mal Rock und Jäckchen usw.

Das Made zeigt am Alex "the finest of streetculture2010", überwiegend sneekers, und die dazugehörige Buchpremiere zum 5-jährigen Jubeläum, begleitet von internationalen DJ's.
Warum bin ich eigentlich nicht mehr zu the key?

Fr.21.1. - Schacky und Jones stellen ihre Models zu einem Tableau, wieder in einem Saal des Hotel de Rome, lasziv lümmelnd und stehend. Tolle edle Kombinationen aus Leder Velour Stretch und Pelzen, in silber grau schwarz und braunen Tönen. Eine wunderbare Inszenierung.

Michael Ostertag zeigt seine Mode ebenfalls als Installation am lebenden Model, auf Paletten. Alltagstaugliche überall tragbare sexy Kleider, Röcke, eher flattriges, viel Cape oder Ponchoartiges in eher pastellen Farben, und das übliche Gestrickte.

Im Adlon ist die kleine Spezial-Messe Green Showroomangesiedelt die heute eine Modenschau mit 7 Designer/innen Präsentiert. Alles ökonomisch fair und ökologisch korrekt - was heute doch zunehmend wahrgenommen und nachgefragt wird. Wer will schon Sondermüll auf seiner Haut... Und mindestens so tolle Materialien und Verarbeitung und Designs wie bei den grossen Namen!

Abends noch bei Esther Perband im popig-schönen Hotel NHOW am Osthafen - sorry, das war nix. Sich aufrollende, an den Knien faltige Leggins... ein Graus das auch im schlampigen Berlin nicht wirklich jemand sehen will. Die tief zum Rückenausschnitt gerutschten Kapuzen (oder "Rucksäcke"?) bei Mann und Frau waren doch sehr Designerin.bezogen einprägend. Dazu eine Hinterglas-Schnell-Scratch-Graffity-Performance.

Aber auch endlich wieder zur Kunst! C/O Berlin eröffnet eine grosse, grossartige retrospektive Ausstellung von R. Mapplethorpe. Angefangen mit den ersten Polaroid-Bildern, über seine Selbstportraits - eher Selbstinszenierungen, Sex und Künstlerportraits zu den "Flowers" und "Bodysculptures" genannten Akten. Ein ganzer Raum für und mit Patti Smith. So umfangreich noch nie zu sehen in Berlin.

CFA Brunnet zeigt neue Arbeiten von Katja Strunz die sehr mit Recycling befasst scheint, der Zeit, Uhren bzw ihren Bestandteilen, uns ein Feld mit pilzartigen Metall(recycling)Objekten vorführt und doch auch einige ihrer berühmten Faltungen.
In der anderen Etage sehen wir stark vom Comic beinflusste Malerei von Zhivago Duncan, sehr gruftig...

Sa.21.1. - Die Show von Irene Luft ist sehr sexy, die Kreationen schwanken zwischen Scifi und erotischen Träumen, absolut zauberhaft.

Im kleinen Studio und Showroom von Regina Tiedeken gibt es neben ihrer neuen, sehr schönen femininen Kollektion eine Zusammenarbeit mit der Künstlerin Mathilde ter Heijne zu sehen - Ponchos ebenso als Wandteppich oder textilem Bild nutzbar, beschrieben in einer selbstentwickelten Zeichenschrift. Sehr schön und wie immer sehr liebenswürdig.

Die Galerie Johnen präsentiert den polnischen Künstler R. Bujnowski mit schwerer schwarzer Malerei die durch ihre strukturellen geometrisch angelegten Pinselspuren zum Leben kommen. Leider zuviel hinter Glas in dem sich zuviel des Raumes und der vielen Menschen spiegelt als die Strukturen erkennen lässt.


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14. Januar 2011

Es gab ja auch in den letzten Tagen schon die ersten neuen Ausstellungen, aber heute ist der grosse Start ins neue Kunstjahr mit allen Galerien um die Heidestrasse und der Halle am Wasser.

Ausserdem findet der sehr interessante Galerietausch "Paris-Berlin" bereits im dritten Jahr statt, eine Initiative der französischen Botschaft. In berliner Galerien präsentieren ab 16°° 13 Galerien aus Paris ihre Künstler in Einzel- wie auch Gruppenausstellungen. Manche dauern nur eine Woche, manche einen Monat. Und ab 29. Januar umgekehrt - die Berliner in Paris. Im HBC, Karl-Liebknechtstr9 findet ab 23°° die Eröffnungsparty statt.

Dazu werden über die Stadt verteilt zahlreiche weitere Ausstellungen eröffnet.



6. Januar 2011

Cruise und Callas beginnen das Neue Kunst Jahr mit einem "3KönigsKuchen Happening" - bei einer solch engagierten jungen Galerie kann das nur ein toller Abend werden.
Vlasak "überwintert" ab heute mit Gruppenausstellung im Betahaus, Prinzessinnenstr20.





Euch allen ein wundervolles Neues Jahr
mit Freude, Liebe, Gesundheit, Erfolg und allem was Ihr Euch erträumt
und vor allem uns allen gute starke engagierte Kunst.
Allen Künstlerkollegen weiter gute Arbeit - und bessere Bedingungen für alle die nicht erfolgreich im Markt verankert sind....



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A.Slominsky © me collectorsroom / Foto: B.Borchardt - Copley © P.Kasemin Gal. + Copley LLC













































5 Elements


MB + MM.Antwerpen - Bernhard Willhelm


Dimitri


Frieda Weyer © Kai Jacob


Sleepy Foxy Mask © ENGEE with Manuel Krug for Friendly Fur


die wunderbare Installation von Schacky und Jones ©

© Irene Luft










Illumination259grad